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Erfahrungsberichte, die DIAA erreicht haben



Erfahrungen einer Diplom-Pädagogin            Anm.d.Red.


Eine Betroffene berichtet:

DER NICHTWEG EINER DIPLOM-PÄDAGOGIN AUF DEN ARBEITSMARKT


Liebe Leser und Leserinnen,

wenn man in Deutschland über einen akademischen Grad verfügt und ein erfolgreiches Studium mit Eifer absolviert hat, zusätzlich über zahlreiche Praxiserfahrungen verfügt und dann auch noch eine Persönlichkeit mit Charakter ist, heißt das NICHT, dass das ein Garant für eine solide Arbeitsstelle ist, mit der man sein Leben finanzieren und vielleicht auch mal in den Urlaub fahren kann.

In diesem Brief gebe ich einen Abriss meiner Erfahrungen wider, die ich als Diplom-Pädagogen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und in Bayern machen musste. Ich lebe heute im reichen Bundesland Bayern, aber bezahlte Arbeit ist keine zu finden.

Auf diese Misere muss die Öffentlichkeit endlich, nicht nur von Einzelnen, sondern von allen Betroffenen aufmerksam gemacht werden. Die Masse hat die Kraft und sollte die nutzen.


Fakt ist: Ich habe einen akademischen Universitätsabschluss (Note 2) sowie Praxiserfahrungen

Ich bin 37 Jahre alt, deutsch, verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 7 und 9 Jahren. Nach meinem Abitur studierte ich Diplom-Pädagogik mit Anschluss an der Universität zu Köln. Die Studienschwerpunkten setzte ich in „Sozialpädagogik“ sowie „Interkulturelle Bildung und Erziehung“. Meinen mit „gut“ benoteten Abschluss legte ich im Jahr 2000 ab.

Während meines gesamten Studiums war ich in der Praxis tätig, um

a) den praktischen Bezug zu den Studieninhalten zu bekommen und

b) mich für den Arbeitsmarkt „attraktiv“ zu machen.

Ich absolvierte neben zahlreichen anderen praktischen Einsätzen auch ein freiwilliges Praktikum über mehrere Monate hinweg in der Kinder- und Jugendsozialarbeit. Ich verdiente kein Geld, ich hatte im Gegenteil noch zusätzliche Ausgaben. In der Einrichtung wurde ich gern gesehen, da ich sehr viele Arbeiten erledigte, für die die Mitarbeiter keine Zeit hatten, denn es gab zu viel Arbeit für zu wenig Personal. Nach dem Stadt-und Uniwechsel nach Köln war ich darauf bedacht, den Praxisbezug zu wahren. Ich arbeitete als Honorarkraft 5 Jahre lang beim Amt für Jugend und Familie als Einzelfallhelferin. Weiterhin gab ich italienischen Kindern Nachhilfe und verdiente das Geld für mein Studium in der Behindertenarbeit. Alles lief über Honorar- und Aushilfsverträge. Auch absolvierte ich Praktika in technischen Kleinbetrieben und machte mich fit in Verwaltungsarbeiten. Es gab während meines Studiums keine Zeit ohne Praxis und ich fühlte mich aufgrund dessen gut ausgebildet für das, was eigentlich nach dem Studium kommen sollte, nämlich eine sozialversicherungspflichtige Arbeit. Alle Zeugnisse, die ich als Honorarkraft, Arbeitsnehmerin und Praktikantin erhielt, sind durchweg gut bis sehr gut.


Fakt ist: Ich finde als Diplom-Pädagogin keine Arbeit.

Seit meinem Universitätsabschluss bin ich dauerhaft auf Arbeitssuche und ich versuche als Pädagogin eine solide Basis im Beruf und dadurch eine finanzielle Absicherung zu schaffen. Bei dem Versuch bin ich jedoch stehen geblieben, denn der Markt bietet Diplom-Pädagogen/innen keine Stellen an. Der Schritt auf den Arbeitsmarkt wird mir bis heute dauerhaft verwehrt. Zwar hatte ich zwei Jobs in der Erwachsenenbildung bisher, wobei in beiden Fällen der Einsatz jedoch kurz war (Schließung des Unternehmens und betriebsbedingte Kündigung). Im letzteren Fall hörte ich öfters die Bemerkung, ich wär‘ zu teuer. (Nun, wenn ich es schaffe, aus eigener Kraft meine Miete zu zahlen und NUR das, dann gelte ich schon als teuer…)

Seit Jahren bin ich aktiv auf Jobsuche. Und ich habe aufgehört, die massenhaften Ablehnungen zu zählen, die ganze Ordner in meinem Regal füllen. Fakt ist, dass ich seit dem Jahr 2000 mehrfach arbeitssuchend, mehrere Jahre arbeitslos und ganz aktuell jetzt Hartz IV Empfängerin bin.


Fakt ist: Ich finde als Mutter und Frau keine Arbeitsstelle.

Meine Berater/innen, die mich im Laufe der Jahre betreuten, bestätig(t)en die katastrophale Situation für Leute wie mich:

1.) sei ich im sozialen Bereich überqualifiziert mit meinem Uni-Abschluss und der Stellmarkt würde von Sozialpädagogen (Fachhochschulabgängern) besetzt,

2.) sei ich eine Teilzeitkraft,

3.) wohne ich zu weit auf dem Land, was lange Fahrtwege mit sich bringe, was wiederum Arbeitgeber nicht gern sehen,

4.) sei ich Mutter, was bei vielen Arbeitgebern als „potentiell ausfallende Mitarbeiterin“ und zusätzlich „unflexible Mitarbeiterin“ registriert würde und

5.) spiele Vitamin B eine sehr entscheidende Rolle bei der Jobsuche.


Festhalten möchte ich, dass:

- ich als Persönlichkeit und fachlich breit aufgestellt bin und mich mit dem, wer ich bin und was ich kann nicht zu verstecken brauche. Im Gegenteil!

- für einen Arbeitgeber allein die Arbeitsleistung des Einzelnen entscheidend sein muss und nicht der Anfahrtsweg.

- besonders Frauen und Mütter zu sehr hohen Leistungen fähig sind, weil sie (meist) das gleiche Arbeitspensum in der halben Zeit bewältigen müssen wie eine Vollzeitkraft, sie aber nach der Elternphase auch sehr froh sind, wieder etwas im Berufsleben bewirken zu können.

- ich zu meinem „Teilzeitkraft-Status“ stehe, weil für mich nämlich ganz entscheidend zählt, was aus meinen Kindern wird, die ich in die Welt gesetzt habe.

- es nicht sein kann, Vitamin B spielen zu lassen, um in Arbeit zu kommen. Der erfolgreiche Abschluss in einem Beruf muss Türen für den Arbeitsmarkt öffnen, nicht Vitamin B.


Fakt ist: Bedarf ist da – Einstellungen bleiben aus.

Der Einstieg auf den Arbeitsmarkt als Erziehungswissenschaftler/in mit Universitätsabschluss ist sehr schwer oder vielmehr unmöglich. Potentielle Arbeitgeber ließen sich eigentlich in der Lehre/Forschung, Bildung, Rehabilitation und Kinder-, Jugendsozialarbeit bei staatlichen / öffentlichen / privaten Trägern, Kirchen und Wohlfahrtsverbände finden. Der Bedarf an pädagogischen Fachkräften ist zwar in den letzten Jahren gestiegen. Aufgrund einer fortwährenden finanziell schwierigen Lage jedoch, hat sich der Arbeitsmarkt trotz steigender Nachfrage nach Fachpersonal wenig entspannt. Fakt ist, dass bei Neueinstellung vorzugsweise Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen mit Fachhochschulabschluss eingestellt werden.


Fakt ist: Am Personal wird gespart.

Fakt ist, dass das Hineindrängen in schlecht bezahlte und befristete Verträge keine Lösung für alle Beteiligten sein kann. Neben dem völlig unzureichenden Stellenangebot auf dem Arbeitsmarkt wird dann in der Praxis auf weniger bezahltes Personal gesetzt, also in meinem Fall auf Fachhochschulabsolventen, Erzieher, Kinderpfleger oder unter Umständen auf Personal ohne pädagogische Ausbildung. Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sind sehr gefragt, wodurch professionelle Pädagogen entbehrlich werden.


Fakt ist: Arbeitgeber wollen TOP-Mitarbeiter – keiner will zahlen.

Der Grund für die miserable Lage auf dem Arbeitsmarkt sind neben der Beschäftigung ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen festgelegte Tätigkeitsmerkmale, die einer Stellenausschreibung zugrunde liegen. Die Tätigkeitsmerkmale werden zwischen Arbeitgebern, wie Gemeinden, Jugendämtern, öffentliche Beratungsstellen oder Frauenhäusern und staatlichen Kostenträgern vereinbart und daraufhin entsprechend geeignetes Personal eingestellt. Als Diplom-Pädagogin falle ich aufgrund des „falschen“ Tätigkeitsmerkmals durch das Tätigkeitsmerkmal-Raster automatisch durch und ich habe keine Chance, derartige Stellen zu bekommen. Dieser Aspekt macht eine Arbeitsaufnahme für mich unmöglich. In zahlreichen Telefonaten mit potentiellen Arbeitgebern wurde mir gesagt, dass die Nichteinstellung meiner Person mit den Tarifen zu tun habe, die für die sozialpädagogische Fachkraft bezahlt werde. Da ich nun mal als Uni-Absolventin in eine höhere Gehaltsstufe rutsche, werde ich nicht eingestellt. Der Hintergrund ist natürlich der, dass ich einen Arbeitgeber diesbezüglich verklagen könnte, weil ich nicht das entsprechende Gehalt für meine Qualifikation erhalte. Das fürchten Arbeitgeber und verwehren direkt eine Anstellung, zumal sie auch an die Vereinbarungen mit den Kostenträgern, sofern es sich um staatlich finanzierte Stellen handelt, gebunden sind. In einem Gespräch mit einer Gemeinde in Oberbayern zum Bespiel ist mir ganz klar am Telefon gesagt worden, dass ich mit Abstand das beste Profil aller Bewerber/innen habe, sie aber für mich nicht kämpfen werden, da zahlreiche andere potentielle neue Mitarbeiter/innen vor der Tür stünden, die genau das geforderte Tätigkeitsprofil erfüllten (Fachhochschulabschluss). Es wäre doch wesentlich einfacher, eine Person mit richtigem Tätigkeitsmerkmal einzustellen, als sich für jemanden wie mich einzusetzen, der vom Abschluss und somit von der Bezahlung her nicht passe.


Fakt ist: Konfessionslose erhalten keine Arbeitsstelle bei kirchlichen Trägern.

Neben den an Tätigkeitsmerkmalen gebundene Arbeitgeber, gibt es mögliche andere Arbeitgeber. Aber auch hier gehen meine Anstellungschancen gegen Null. Kirchliche Arbeitgeber fallen für mich weg, da ich keiner Konfession angehöre. Arbeitgeber, wie die Caritas in etwa stellen nur Mitarbeiter in Festanstellung ein, wenn eine Kirchenzugehörigkeit nachgewiesen wird.


Fakt ist: Teure Zusatzausbildungen werden von Arbeitsgebern gefordert.

In die Fachbereiche Therapie und Rehabilitation kann ich aufgrund der fehlenden Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichentherapeutin kaum einsteigen. Diese würde eine mindestens 5-jährige Ausbildung sowie trotz Refinanzierung der Ausbildung eine immense Summe Geld als Vorschuss erfordern. Wir reden hier von einer Ausbildungssumme in Höhe von 30.000€ – 70.000€ (so zumindest in Bayern), die man ja nur aufbringen kann durch a) einen jahrelangen lukrativen Job, der Sparen ermöglicht, b) eine Erbschaft oder c) einen Lotto-Gewinn. Da bei mir weder a) noch b) noch c) der Fall sind, ist an eine solche Ausbildungsfinanzierung in keiner Weise zu denken. Auch ein Kredit wird mir natürlich von der Bank nicht gewährt, da ich keine Rücklagen vorweisen kann. Staatliche finanzielle Hilfen werden nicht angeboten. Der Teufelskreislauf lässt sich also nicht durchbrechen.


Fakt ist: Professionellen Pädagogen werden Gehälter angeboten, die unwürdig sind.

Kommt es dann nach zahlreichen (im Schnitt nach 40-50) Ablehnungen aber dann doch einmal zu einem Vorstellungsgespräch, muss man feststellen, dass ein so schlechtes Gehalt angeboten wird, dass man davon in keiner Weise leben kann. Mir wurde in Bayern (München und Augsburg) - also im reichsten Bundesland Deutschlands - mehrfach für 20 Stunden reine Arbeitszeit (exklusive Überstunden) ein monatliches Bruttogehalt von 1100 € angeboten. Das heißt für mich 5 x 80 km Fahrt pro Woche, 250 € netto Fahrtkosten pro Monat, 10 – 12 Stunden reine Fahrtzeit pro Woche, mindestens 150 € netto zusätzliche Betreuungskosten pro Monat, Verpflegungskosten, Verantwortung für 20-30 Jugendliche / Heranwachsende, die unterstützende Hilfe benötigen, Unterrichtsvorbereitung zu Hause am Abend und am Wochenende, die nicht bezahlt wird, etc… Selbstverständlich gibt es auch keine zusätzlichen Boni wie Jobticket o.ä.

Es ist unfassbar, dass die Gehälter sinken, der Lebensunterhalt aber weiter steigt. Jobangebote wie oben aufgelistet sind unwürdig und in keiner Weise akzeptabel.


Fakt ist: Es muss sich endlich etwas ändern!

Ich fordere:

1.) eine leistungsgerechte Bezahlung für Akademiker.

2.) mehr Transparenz bei der Beratung derjenigen, die über ein Studium nachdenken. Auf die aufgeführte Arbeitsmarktlage muss dringend verwiesen werden und jeder sollte eine Vorstellung davon erhalten können, was nach dem Studium kommen wird bevor man sich in ein jahreslanges intensives Studium begibt, was mit hohen Kosten und Entbehrungen verbunden ist.




Bei Interesse kann der Kontakt über DIAA hergestellt werden.






Interesse Ihre Erfahrungen in der Akademischen Arbeitswelt hier zu veröffentlichen?

Schicken Sie uns Ihren Bericht per eMail an erfahrung@diaa.de !





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Anmerkungen der Redaktion


Die Bericht beruht auf Tatsachen, die die Betroffene so erlebt hat.

Der Bericht kann heruntergeladen und gelesen werden.

Der Name ist der Redaktion bekannt!

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Hier kann der Bericht "Erfahrungen einer Diplom-Pädagogin" im PDF-Format heruntergeladen werden !

(Der Bericht entspricht wörtlich dieser InterNet-Seite, allerdings ohne die Querverweise und Anmerkungen.)

















































































































































































































































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